Die Turbulenzen rund um die amerikanische Silicon Valley Bank sorgen für grosse Unsicherheit im Bankensektor. Investoren sind sich weitgehend einig, welche Institute am meisten gefährdet sind.

«Die Unsicherheiten rund um die Silicon Valley Bank (SVB) sind nur die Spitze des Eisbergs.» So beschreiben Investoren die gegenwärtige Situation an den amerikanischen Aktienbörsen. Die Situation ist tatsächlich angespannt: Am Donnerstag kam es in Wallstreet zum grössten Ausverkauf im Bankensektor seit fast drei Jahren. So verloren etwa die Titel der Finanzriesen Bank of America, Wells Fargo und J.P. Morgan mindestens 5 Prozent.

Die Aktien der kalifornischen SVB Financial Group brachen im Tageshandel über 60 Prozent ein, nachbörslich verloren sie nochmals 26 Prozent auf rund 78 Dollar. Die «Hausbank vieler US-Technologieunternehmen» musste ihre Bilanz neu ausgerichten, da sie mit länger anhaltenden höheren Zinssätzen rechnet.

Anzeichen eines Ausverkaufs?

Darum verkaufte sie fast alle zur Veräusserung verfügbaren Wertpapiere und will ihre Liquidität durch eine milliardenschwere Kapitalerhöhung stärken. Ausserdem wurde die Prognose für das erste Quartal gesenkt. Infolgedessen senkte die Ratingagentur Moody's die Kreditwürdigkeit des Unternehmens.

Daneben sorgte für Unruhe, dass eine Reihe prominenter Risikokapitalfirmen, darunter Peter Thiels Founders Fund, ihren Portfoliounternehmen rieten, vorsorglich Geld abzuziehen.

Kehrseite der Zinswende

Gross sind die Sorgen vor allem hinsichtlich der kleinen und mittelgrossen Banken. Viele von ihnen werden Eigenkapital aufbringen müssen, sagte etwa Christopher Whalen von der Finanzberatung Whalen Global Advisors gegenüber der «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig). Bei diesen Banken sei die Finanzierung in der Regel weniger breit gestreut.

Einer der Gründe für die sich ankündigende Schieflage der Banken ist die Zinswende. Die Risiken höherer Zinssätze haben sich gemäss Analysten noch nicht in den Vermögenspreisen niedergeschlagen.

Kein Selbstläufer

Sowohl in den USA als auch in anderen Weltregionen hatten Anleger darauf gewettet, dass steigende Zinsen bei den Banken quasi automatisch mit steigenden Erträgen gleichzusetzen sind. Nicht einkalkuliert hatten sie dabei die Kehrseite der geldpolitischen Straffungen, mit denen die Inflation gezähmt werden soll, was auch das Wirtschaftswachstum drosseln dürfte.

Dies kann die Banken unter anderem dazu zwingen, Risiken auf ihren Kreditportfolios neu zu bewerten und Marktwertverluste auf Obligationenbeständen und anderen Wertpapieren zu realisieren.

Zeitbombe in den Bilanzen

Vor allem bei den Wertpapierbeständen tickt in den Bilanzen der US-Banken eine Zeitbombe. Gemäss Daten der amerikanischen Einlagensicherung FDIC beliefen sich die unrealisierten Verluste auf Wertpapieren in den Büchern der Mitgliedsbanken zuletzt auf 620 Milliarden Dollar.

Angesichts solcher Gefährdungen verwundert nicht, dass die Aufsichtsbehörden gemäss einem Bericht von «Bloomberg» weniger Zeit für die Überwachung der Bilanzen kleiner Banken aufwenden wollen, von denen einige in Finanztechnologieplattformen oder Kryptowährungen investiert sind.

Michael Barr, der stellvertretende Vorsitzende der Fed für die Aufsicht, bestätigte am Donnerstag in einer Rede, dass kleinere Kreditgeber mit einem «sehr sanften Ansatz» behandelt wurden.

An die Kandare genommen

Seit der Finanzkrise 2008 verwendeten die Behörden demgegenüber einen Grossteil ihrer Zeit und Aufmerksamkeit darauf, die Stabilität grosser systemrelevanter Banken sicherzustellen.

Dabei wurden die grössten Kreditgeber verpflichtet, immer grössere Mengen an Kapital beiseitezulegen - manchmal trotz lautstarker Beschwerden von Bankern.

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