Künstliche Intelligenz ist nicht nur ein wichtiges Investment, sondern wird auch von J.P. Morgan Asset Management benutzt, um neue Anlagemöglichkeiten zu identifizieren, wie Katherine Magee in einem Exklusivinterview mit finews.ch erklärt. Dies widerspiegelt eine dynamische Kombination aus KI und menschlichen Fähigkeiten.


Frau Magee, was sind die wichtigsten Trends, die sich derzeit auf Ihre Anlagestrategie auswirken?

Eine unserer Hauptstrategien fokussiert sich auf den Klimawandel. Da etwa 80 Prozent der Treibhausgasemissionen auf Energie in der Industrie, Landwirtschaft und im Verkehr zurückzuführen sind, war unser Ausgangspunkt, potenzielle Anlageideen und Lösungen für diese Herausforderungen zu identifizieren. Daher ist ein wichtiges Thema die Investition in die Energiewende.

Das heisst genau? 

Im vergangenen Jahr hat die Welt nach Angaben der Internationalen Energieagentur mehr als 1,7 Billionen Dollar in saubere Energie investiert. Wir sehen Chancen nicht nur für Unternehmen, die sich auf erneuerbare Energien konzentrieren, sondern auch in der gesamten Infrastruktur, die diesen Wandel unterstützt, wie zum Beispiel die Unterhalt von Stromnetzen. Generell ist Energieeffizienz im weiteren Sinne ein wichtiges Thema. 

Thematische Fonds hatten in 2023 ein schwieriges Jahr. Werden sie im Jahr 2024 ein Comeback feiern?

Der Fokus von Kunden auf thematische Anlagen war 2023 in der Tat geringer. Dies ist zum Teil auf das Interesse an traditionellen Kernstrategien zurückzuführen und ebenfalls auf die Vorteile, die sich aus dem Wachstum und der Stärke des breiteren Aktienmarktes ergeben. Ich glaube aber nicht, dass thematisches Investieren verschwunden ist. Es spielt in den Portfolios der Kunden ganz einfach eine andere Rolle.

Welche thematischen Anlagethemen sind Ihrer Meinung nach derzeit beliebt und welche nicht?

Bei J.P. Morgan Asset Management unterteilen wir thematische Anlagen in drei Hauptkategorien: Die erste Kategorie sind disruptive Technologien wie KI, Cybersicherheit und Robotik. Nicht überraschend verzeichnete dieser Bereich ein relativ starkes Performance-Jahr, und wir glauben, dass das Interesse anhalten wird.

Die zweite Kategorie sind Menschen und Demografien, die sich mit eher sozial orientierten Themen wie dem Gesundheitswesen befassen. Diese Kategorie war im Jahr 2023 etwas gedämpfter. Dies wird aber langfristig sicherlich wichtig sein.

Und die dritte Kategorie?

Diese umfasst Umweltthemen wie die Energiewende und Biodiversität. Diese Portfolios waren etwas abwechslungsreich. Einerseits hatten einige der engeren Themen, wie zum Beispiel Unternehmen, die sich auf erneuerbare Energien konzentrieren, ein schwieriges Performance-Jahr. Dies aber auch, weil es verglichen wird mit einem sehr starken Performance-Jahr in 2022. Auf der anderen Seite schnitten bestimmte Unternehmen, die innovative Technologien zur Unterstützung von Umweltthemen entwickeln, recht gut ab.

Finanzaktien hatten 2023 ein erfolgreiches Jahr an der Börse. Wie sinnvoll sind Finanzaktien in Themenfonds derzeit?

Wir halten Finanzwerte in vielen unserer thematischen Portfolios. Wir halten sie zum Beispiel in unserem Portfolio für die Kohlenstoffwende, in dem wir nach Unternehmen aus allen Sektoren suchen, die ihr Geschäftsmodell umwandeln.

Darüber hinaus sehen wir auch Finanzunternehmen, die in mehr sozial orientierten Portfolios gehalten werden, etwa wenn Banken Kredite an unterversorgte Marktregionen oder Bevölkerungsgruppen vergeben.

Der Klimawandel ist eines der grössten Probleme weltweit. Sie verwalten bereits aktiv einen Fonds für Klimawandel-Lösungen. Wie berücksichtigen Sie in Ihrer Anlagestrategie die Risiken, die durch den Klimawandel entstehen?

Bei einigen Strategien setzen wir auf innovative Unternehmen, die Lösungen für diese Herausforderung anbieten, wie erneuerbare Energien und energieeffiziente Heizungs- und Lüftungssysteme. Darüber hinaus haben wir auch Portfolios, in denen der Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Welt das zentrale Thema ist.

Wie funktioniert das?

Wir haben die Beiträge des «sustainable investing»-Teams, sowie die Beiträge unserer quantitativen Lösungsgruppe zusammengetragen, um Rahmenbedingungen zur Bewertung der Bereitschaft von Unternehmen für die Kohlenstoffwende zu entwickeln. Daher haben wir einen breiten und umfangreichen Blick sowohl auf die Risiken als auch auf die Chancen, die auf Unternehmen in allen Sektoren in Bezug auf den Klimawandel kommen. Dies nutzen wir dann für den Aufbau von Kundenportfolios.

Wie diversifizieren Sie Risiken in Ihrer Anlagestrategie, wie zum Beispiel in Ihrer Strategie für die Kohlenstoffwende?

Unsere Strategie für die Kohlenstoffwende orientiert sich sehr genau an Risikokennzahlen bezüglich einer breiten Benchmark. Daher halten wir die Regionen und Sektoren im Einklang mit einem traditionellen Index und wollen dann Unternehmen mit den besten Resultaten für die Kohlenstoffwende leicht übergewichten und Unternehmen mit schwächeren Resultaten untergewichten. Daher haben wir einen sehr risikogesteuerten Ansatz für die Portfoliokonstruktion. Somit bietet dies unseren Kunden etwas, das wie eine traditionelle Benchmark aussieht und sich auch so anfühlt, aber auch ihren CO2-Fussabdruck reduziert.

Haben Sie noch weitere Vorkehrungen? 

Darüber hinaus haben wir innerhalb von J.P. Morgan Asset Management einen sehr robusten Prozess, der regelmässige Überprüfungen mit unseren unabhängigen Risikoteams und Anlagedirektoren umfasst. Diese führen Stresstests für diese Portfolios durch, um sicherzustellen, dass sie die erwarteten Ergebnisse unserer Kunden liefern.

Wie integrieren Sie Künstliche Intelligenz (KI) in Ihre Anlagestrategie?  

Seit 2019 wird KI für die Verwaltung von Themenportfolios eingesetzt. Darüber hinaus haben wir sogar einen «Themenbot» entwickelt, der auf maschinellem Lernen basiert und natürliche Sprachverarbeitung verwendet.

Wie funktioniert dieser «Themenbot» genau? 

Über den «Themenbot» können unsere Portfoliomanager ein Thema eingeben, und es wird eine Liste mit verwandten Wörtern und Begriffen entwickelt. Anschliessend werden Millionen von Dokumenten durchsucht. Somit kann identifiziert werden, wie viel ein Unternehmen über dieses spezifische Thema in ihren Gewinnprotokollen und Aufzeichnungen schreibt. Darüber hinaus kann es scannen, wie viel Umsatz das Unternehmen in Bezug auf dieses spezielle Thema generiert.

Und wie nutzen Sie dies dann?

Daraufhin können wir mit unserem Team von über 90 Fundamental-Research-Analysten zusammenarbeiten, um die «Themenbot» Liste für potenzielle Unternehmen zu analysieren. Wir wählen die Unternehmen aus, die am besten ausgerichtet sind, aber auch die besten Anlagemöglichkeiten bieten. Ich glaube, dass dies die Kraft der KI mit der Kraft grundlegender menschlicher Erkenntnisse bottom-up kombiniert.


Katherine Magee ist Executive Director und ist als Investment Specialist im Bereich Asset Management Solutions bei J.P. Morgan Asset Management (JPMAM) tätig. Zuvor war sie in verschiedenen Positionen bei JPMAM tätig, unter anderem als Associate im Bereich Multi-Asset Solutions und als Institutional Sales Analyst. Sie erwarb ihren Bachelor of Arts in Wirtschaftswissenschaften an der Northwestern University und ist Chartered Financial Analyst.

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