Die Stimmung an den Aktienmärkten ist gut. Zu gut? Laut David Benamou von Axiom Alternative Investments sind zumindest Zweifel angebracht, wie er zu finews.ch sagt. Deutlich ist seine Meinung auch in Sachen Zusammenführung von Credit Suisse und UBS.


 Herr Benamou, wie läuft das Geschäft?

Gut. Wir erleben spannende Zeiten.

Inwiefern?

Wir haben das Kapitel der niedrigen bis negativen Zinssätze abgeschlossen. Dies verändert die Geschäftsaussichten für viele Branchen, insbesondere für europäische Banken. Die nächsten drei bis fünf Jahre dürften interessant werden.

Die Aktienmärkte entwickeln sich ebenfalls gut. Wie lange wird das Rallye anhalten?

Der aktuelle Trend wird sehr von der Hoffnung auf niedrigere Zinssätze getrieben. Alles hängt davon ab, was die amerikanische Zentralbank Fed entscheiden wird. Viele Analysten erwarten eine erste Zinssenkung im Juni, gefolgt von weiteren Senkungen in diesem Jahr. Deshalb ist so viel Enthusiasmus am Markt. Unserer Meinung nach könnten die Investoren zu optimistisch sein.

Warum?

Je höher die Erwartungen, desto grösser die Enttäuschung, wenn die Dinge anders kommen als erwartet. Wir wissen nicht, was die Fed entscheiden wird. Vielleicht ist die US-Zentralbank der Meinung, dass wir mit höheren Zinssätzen länger leben können.


«Die US-Verschuldung ist beträchtlich und erweist sich als immer schwieriger zu bewältigen»


Es gibt viele wirtschaftliche, politische und geopolitische Faktoren, die auf eine höhere Inflation hinweisen. Zudem muss eine leicht höhere Inflation nicht per se schlecht sein, sie hilft Ländern mit hohen Schulden. Und vorerst bedeutet das keine Rezession, obwohl viele eine vorausgesagt hatten.

Was erwarten Sie von den US-Wahlen diesen Herbst?

Dass Donald Trump sehr wahrscheinlich gewinnen wird. Das sollte die Märkte wieder glücklich machen, wegen einer günstigeren Fiskalpolitik und starkem Druck auf die Fed zur Zinssenkung. Aber abgesehen davon sieht es nicht sehr rosig aus. Die US-Verschuldung ist beträchtlich und erweist sich als immer schwieriger zu bewältigen.

Die Entwicklung in Bezug auf ESG ist definitiv eine Enttäuschung.

Das stimmt, und lassen Sie mich eine Anekdote erzählen. Der Klimaschutz ist für uns als Spezialisten für europäische Banken ein echtes Anliegen, also wollten wir einen entsprechenden Fonds auflegen, der sich darauf konzentriert, wie europäische Banken, die 70 Prozent der Wirtschaft in Europa finanzieren, den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit unterstützen.


«Die UBS ist keine Schweizer Bank mehr»


Wir haben hart daran gearbeitet für gute 18 Monate und dann unsere Ergebnisse unzähligen Investoren vorgestellt. Jeder war beeindruckt, aber kaum jemand wollte einsteigen. Ich hoffe, wir waren einfach zu früh am Markt (lacht).

Was ist der Grund dafür?

Es gibt zu viele konkurrierende Ansätze, grüne Labels und manchmal unterschiedliche Gesetzgebungen in Europa, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Das führte unweigerlich zu Verwirrung und Enttäuschung.

Themenwechsel: In der Schweiz schafft die Übernahme der Credit Suisse (CS) durch die UBS, orchestriert von der Bundesregierung und der Aufsichtsbehörde, eine neue Grossbank. Viele Menschen sind sehr skeptisch. Sind Sie auch?

Die Integration der CS wird die UBS zu einer der grössten Banken in Europa machen. Dies bietet der UBS eine kritische Grösse in vielen Bereichen, um mit grossen US-Banken zu konkurrieren. Es schafft Möglichkeiten und sollte definitiv lukrativ für die Aktionäre sein. Sie können sich auf eine höhere Dividende freuen.

Sie scheinen sehr zuversichtlich zu sein.

Das ist eine spannende Geschichte. Ich weiss jedoch, dass diese Meinung nicht bei allen Anklang findet. Ich bin mir der kritischen Stimmen, besonders in der Schweiz, wohl bewusst, aber ich denke, die Leute sollten dies positiver sehen.

Ist eine Grossbank wie die neue UBS nicht zu gross für die Schweiz?

Die UBS ist keine Schweizer Bank mehr. Die UBS mag zwar noch in der Schweiz ansässig sein, aber sie ist bereits ein globaler Akteur geworden. Eine solche Leistung verdient Respekt.


David Benamou ist Managing Partner und Chief Investment Officer bei Axiom Alternative Investments. Das Unternehmen, gegründet im Jahr 2009, ist eine unabhängige Vermögensverwaltungsgesellschaft mit Sitz in Paris, Genf und London (über ihre Tochtergesellschaft AXM Alternative Investments), spezialisiert auf europäische Finanzunternehmen und deckt die Kapitalstruktur von Finanzinstitutionen sowohl im Eigen- als auch im Fremdkapitalbereich ab. Das Unternehmen verwaltet derzeit 2,3 Milliarden Euro durch UCITS-Fonds und dedizierte Mandate. Diese Anlagelösungen werden in Europa an institutionelle Kunden, Family Offices, Privatbanken und Anlageberater vermarktet.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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