Die britische Neobank hat in Mexiko eine Banklizenz erworben. Sie aspiriert damit vor allem auf das gigantische Geschäft mit Rimessen, um welches viele Banken aus Sorge vor Geldwäscherei einen Bogen machen.

Letzte Woche hat das britische Fintech-Unternehmen bekanntgegeben, dass es sich erfolgreich um eine Banklizenz in der zweitgrössten Volkswirtschaft Lateinamerikas beworben habe.

Die Lizenz der Comisión Nacional Bancaria y de Valores, der mexikanischen Aufsichtsbehörde, «wird es Revolut erlauben, ein breites Segment von Finanzprodukten und -dienstleistungen in Mexiko anzubieten», so die Neobank.

Peer-to-Peer-Überweisungen

Bereits im vergangenen Jahr hatte Juan Miguel Guerra CEO von Revolut in Mexiko, die Stossrichtung in der Newsplattform «Mexico Business News» definiert: Man werde «für Aufsehen zu sorgen», indem man sowohl in den USA als auch in Mexiko präsent sei und «sofortige, kostenlose Peer-to-Peer-(P2P)-Überweisungen über die Grenze hinweg» anbiete.

Guerra hatte im Jahr 2021 die Führung von Revolut in Mexiko übernommen. Zuvor war er in leitenden Funktionen bei RappiPay und bei Citibanamex tätig.

Die sogenannten Rimessen, also Überweisungen der ausgewanderten Diaspora in ihre Heimatländer in Form von Familien- oder Freundschaftshilfe, ist ein grosser und in Mexiko wachsender Markt. Letztes Jahr beliefen sich derartige Überweisungen nach Mexiko auf über 63 Milliarden US-Dollar.

Angriff auf Western Union und Co.

Etablierte Banken scheuen dieses Geschäft aus Geldwäscherei-Überlegungen. Aus diesem Grund wird es bislang grösstenteils durch spezialisierte Anbieter von internationalen Schnell-Überweisungen wie Western Union, Ria Money Transfer oder MoneyGram versehen.

Was Revolut in Mexiko genau plant, ist noch nicht ersichtlich. Die mexikanische Website lässt derzeit lediglich den Eintrag in eine Warteliste zu. Traditionell sind lateinamerikanische Märkte für Finanzdienstleistungen durch verkrustete Strukturen und hohe Gebühren gekennzeichnet. Zu disruptieren gibt es also einiges.

Aus der Schweiz verfügen lediglich Credit Suisse und UBS über eine mexikanische Banklizenz.

Britische Handelsdiplomatie 

Offenbar war auch die Handelsdiplomatie bei der Landung in Mexiko involviert. Auf LinkedIn schrieb Jonathan Knott, Handelskommissar der britischen Regierung für Lateinamerika: «Es ist ermutigend, solche Entwicklungen zu beobachten, die nicht nur die Finanztechnologie und Inklusion vorantreiben, sondern auch stärkere Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und Lateinamerika fördern.»

Revoluts Mexiko-CEO bezeichnete die Unterstützung durch die britische Botschaft als «entscheidend».

Weltweit zweite Banklizenz

Global betrachtet handelt es sich bei Mexiko um den zweiten Markt, in dem Revolut mit offiziellem Banken-Status auftritt. Kunden in Europa bedient die Neobank über eine Banklizenz in der Republik Litauen, über welche sie in einigen Ländern der Europäischen Union auch Kreditprodukte zur Verfügung stellt.

In der Vergangenheit gab es immer wieder Gerüchte um eine Banklizenz für Revolut in Grossbritannien, den USA oder Australien. Was auch auf finews.ch die Frage aufwarf, ob das forsche und auf rasche Skalierung bedachte Geschäftsmodell mit einer Banklizenz in einem führenden Finanzzentrum überhaupt vereinbar wäre.

Fragen zur Rechnungsführung

Dazu kam, dass die Revisionsstelle von Revolut den Geschäftsbericht für das Jahr 2021 nur mit Vorbehalten guthiess. Bis zu drei Viertel der Erträge  seien für die Revisoren «nicht nachvollziehbar» gewesen.

Ein Makel, der mittlerweile beseitigt ist. Der Revisorenbericht für 2022 kommt ohne solche Einschränkungen aus. Der Jahresrechnung 2022 zufolge hat Revolut einen Reingewinn von knapp 6 Millionen Britischen Pfund erzielt.

Laut eigenen Angaben hatte Revolut im Jahr 2023 über 35 Millionen Kunden in 38 Ländern.

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