Der schwedische Sonderweg in der Bekämpfung des Coronavirus offenbart zunehmend die zwei Seiten der Medaille: Einerseits steigen die Opferzahlen unerbittlich an, anderseits scheint die Wirtschaft von der liberaleren Politik zu profitieren.

Die schwedischen Opferzahlen sprechen eine klare Sprache. Gemäss den von der Johns Hopkins Universität zusammengestellten Statistiken zur Coronapandemie sind im nordischen Land mittlerweile 2,854 Menschen dem Virus erlegen. Dies ist fast dreimal so viel wie in den drei Nachbarländern Finland, Norwegen und Dänemark zusammen (964). Statistiken mögen durch unterschiedliche Zählmethoden beeinflusst sein (sind die Toten in den Altersheimen eingerechnet oder nicht), aber der Trend scheint in diesem Fall schon klar zu sein.

Weniger schlecht

Gleichzeitig zeigen erste Schätzungen, dass das höhere Risiko, welches das sozialdemokratische regierte Land mit den vergleichsweise wenig restriktiven Massnahmen eingegangen ist, sich punkto Wirtschaftsleistung ausbezahlt hat. Die SEB, eine der drei grossen schwedischen Banken, hat am Mittwoch eine erste Analyse vorgelegt (in schwedischer Sprache).

«Die sanftere Lockdown-Strategie hat die volkswirtschaftliche Verlangsamung in Schweden im Vergleich mit anderen Ländern gedämpft», schreibt die Bank in ihrem «Nordic Outlook» am Mittwoch.

Exportminus von 15 Prozent

Trotzdem kommt auch die stark exportorientierte schwedische Wirtschaft nicht ungeschoren davon. Während die meisten Industriebetriebe auch im April produzieren konnten, ist die Nachfrage aus dem In- und Ausland stark betroffen. SEB erwartet ein Exportminus von 15 Prozent fürs ganze Jahr.

Die Bank glaubt, dass etwa ein Fünftel des BIP im April weggefallen sind – was massiv weniger ist als die 30 bis 35 Prozent von Italien und Frankreich. Gegenüber den Nachbarländern geht die SEB von einem vergleichbaren Delta aus.

Die Arbeitslosigkeit wird bleiben

Aufs ganze Jahr hochgerechnet erwartet die SEB für Schweden einen BIP-Rückgang von 6,5 Prozent (das SECO sieht für die Schweiz ein Minus von 6,7 Prozent). Dänemark und Finland, welche im Normalfall eine vergleichbare wirtschaftliche Dynamik entfalten wie Schweden, müssen mit einem Minus von 10 respektive 9 Prozent rechnen. Norwegen hatte für dieses Jahr ursprünglich ein starkes Wachstum von 3,6 Prozent erwartet (mehr als dreimal schneller als Schweden) und sieht sich nun mit einem erwarteten Minus von 6,1 Prozent konfrontiert.

Die Bank erwartet fürs 2021 einen klaren Rebound, mit einem Plus von 5 Prozent in Schweden. Gleichzeitig bleibt die Arbeitslosigkeit in ihrer Entwicklung hinter dem BIP zurück. SEB schätzt, dass Schweden im 2020 und 2021 eine durchschnittliche Rate von 11 Prozent verzeichnen wird (2019: 6,8 Prozent).

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