Während sich die Zinswende in den USA wahrscheinlich weiter nach hinten verschiebt, erhält die SNB mit den jüngsten Inflationszahlen sozusagen eine nachträgliche Bestätigung. Zwar hat die Inflation auch in der Schweiz wieder etwas angezogen, liegt aber weiter im Zielbereich.

Die Zinswende in den USA ist immer noch keine sichere Sache. Nach der Sitzung des Federal Open Market Committee (FOMC) am gestrigen Mittwoch verschoben sich die Erwartungen für eine erste Zinssenkung nochmals weiter nach hinten. Damit sieht es so aus, als ob die Federal Reserve hinter SNB und EZB das Schlusslicht bei der Zinswende nach unten sein dürfte.

Das nötige Vertrauen in eine weiter sinkende Inflation ist noch nicht vorhanden. So könnte man die Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell zusammenfassen. In den letzten Monaten habe es keine weiteren Fortschritte in Richtung des Inflationsziels von 2 Prozent gegeben.

Nachhaltiger Inflationsrückgang nötig

Zwar wurde an der grundlegenden Einschätzung nichts geändert. Weiter heisst es, dass man «nicht davon ausgehe, dass es angemessen ist, das Zielband für die Leitzinsen zu verringern, bis man ein grösseres Vertrauen in einen nachhaltigen Inflationsrückgang» habe. Doch laut der Einschätzung der Volkswirte dürfte damit ein Zinsschritt im Juni vom Tisch sein. Es brauche zwei bis drei Monate, in denen sich die Inflation in die gewünschte Richtung bewegt, damit die Notenbank das entsprechende Vertrauen gewinnen könne. Vor September oder Dezember, vielleicht sogar erst Anfang 2025, sei damit nicht mit einer Senkung zu rechnen.

Powell schloss einen Zinsschritt aber trotz des zuletzt schlechten Inflationsverlaufs nicht aus. Dies insbesondere dann, wenn sich der Arbeitsmarkt unerwartet abschwächen sollte.

Geringe Auswirkungen auf SNB-Zinspfad

Dieses nach hinten verschieben der US-Zinswende dürfte auf die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) erst einmal keine Auswirkungen haben. Mit ihrem Zinsschritt im März und der Senkung der Zinsen um 25 Basispunkte auf 1,5 Prozent war sie angesichts der stabilen Konjunktur und der vergleichsweise tiefen Inflation in Vorlage gegangen.

Und seitdem haben die Konjunkturdaten die Annahmen bestätigt, mit der das Direktorium den Schritt begründet hat. Die März-Inflation hatte sich nochmals auf 1,0 Prozent abgeschwächt. Und auch die nun unerwartet etwas deutlicher gestiegenen Preise im April, mit einem Anstieg des Konsumentenpreisindex um 1,4 Prozent zum Vorjahresmonat, liegen noch klar unter der oberen Grenze der Zielspanne von 0 bis 2 Prozent.

Inlandsgüter und Mieten treiben

Die Kerninflation, also ohne Energie oder frische und saisonale Produkte, stieg um 1,2 Prozent. Auffallend war auch, dass die Inflation vor allem durch die Preise der Inlandgüter (+2,0 Prozent) angetrieben wurde, während die Preise der Importwaren (-0,4 Prozent) leicht sanken. Nach den beiden Runden der Mietzinserhöhungen durch den höheren Referenzzinssatz lagen die Kosten für Wohnungsmiete im Mai um 2,8 Prozent über dem Vorjahr.

Trotz der anziehenden Inflation stehen die Zeichen für eine weitere Zinssenkung der SNB im laufenden Jahr laut Volkswirten weiter auf grün. So gebe es in den EU-Nachbarländern Anzeichen für eine konjunkturelle Erholung und eine Fortführung der Desinflation. Auch die weiter als sicher erwartete erste Zinssenkung der EZB im Juni dürfte den Handlungsrahmen der SNB erweitern.

Preisstabilität und Frankenkurs

Noch-SNB-Präsident Thomas Jordan hatte jüngst erst wieder auf die Erfolge bei der Verfolgung des obersten Ziels der Notenbank verwiesen: der Preisstabilität. Er betonte, dass man auch weiterhin vor allem auf die Daten schauen werde. Und dabei dürfte auch der Frankenkurs zu Euro und Dollar in den kommenden Monaten eine wichtige Rolle spielen.

Die höher als erwartet ausgefallenen Schweizer Inflationszahlen haben den Franken am Donnerstagmorgen wieder merklich aufwerten lassen.

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