Der aufstrebende Finanzplatz kämpft im Standortwettbewerb mit ganz harten Bandagen. Dennoch sollte die Häme aus dem Emirat den Schweizern zu denken geben.

Abu Dhabi@Shutterstock

Wer den Schaden hat, braucht sich um den Spott nicht zu sorgen. Nach sieben Jahren Steuerstreit steht der Schweizer Finanzplatz nicht nur mit einem löchrigen Bankgeheimnis da, sondern muss sich auch noch die Sticheleien kleinerer Konkurrenten gefallen lassen.

So vom Finanzzentrum des Emirats Abu Dhabi, dem Abu Dhabi Global Markets (ADGM). Dessen Präsident Ahmed Ali al-Sayegh tourte jüngst durch London, um dort Banken für den jungen Finanzplatz zu gewinnen. Und scheute sich dabei nicht, mit dem Zweihänder gegen grössere Rivalen auszuteilen.

15 Jahre ohne Fehler

Sayegh 160Viel Häme hatte al-Sayegh insbesondere für die Schweiz übrig, bis dato die weltweit grösste Drehscheibe für die Verwaltung ausländischer Vermögen. Deren «altes Modell» des auf dem Bankgeheimnis beruhenden Private Banking sei «tot», ereiferte sich al-Sayegh (Bild links) gegenüber der britischen «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig).

ADGM richte sich deshalb nach den aufstrebenden asiatischen Finanzzentren wie etwa Singapur, so al-Sayegh. Denn diese seien nicht nur Treiber für die Innovation im Private Banking, sondern hätten auch in den vergangenen 15 Jahren «keinen einzigen Fehler» gemacht, wie der Finanzzentrum-Präsident ausführte. Demgegenüber sei geradezu dumm, wer ein «totes Modell» wie jenes der Schweiz kopiere.

Angesichts des Grössenunterschieds zwischen dem Schweizer Finanzplatz und Abu Dhabi scheint al-Sayegh den Mund reichlich voll genommen zu haben. Dennoch sollte die Kampfansage aus den Golf-Staaten den Standortförderern in Genf und Zürich zu denken geben.

Einfluss bis in die Schweiz

Denn wenn Singapur als einzig gültiges Zukunftsmodell der weltweiten Vermögensverwaltung propagiert wird, kommen die hiesigen Bestrebungen bezüglich Transparenz, Innovation und Sicherheit schlicht zu wenig an. Bezeichnenderweise baut nicht etwa ein Schweizer die Banken-Aufsicht von Abu Dhabi aus, sondern der ehemalige Chef der Singapurer Börse, Richard Teng.

Zudem reicht al-Sayeghs Einfluss bis in die Schweiz. Der mächtige Geschäftsmann sitzt in den Aufsichtsgremien zahlreicher Staatsunternehmen des Emirats – und amtete zeitweilig auch als Verwaltungsrat der Investmentgesellschaft Aabar Investments, der die Zürcher Falcon Private Bank gehört.

Dubai macht sich Sorgen

Die mächtigen Staatsfonds Abu Dhabi Investment Authority und Mubadala, die ebenfalls im ADGM angesiedelt sind, verleihen dem aufstrebenden Vermögensverwaltungs-Hub noch zusätzliche Feuerkraft.

Genug jedenfalls, damit man sich inzwischen im benachbarten Dubai Sorgen macht, wie die «Financial Times» berichtet. Nicht von ungefähr heisst das Motto des ADGM: «Born from Ambition», aus Ehrgeiz geboren.

Derweil dürften die grossen Schweizer Privatbanken dem Treiben gelassen zuschauen. Institute wie die UBS, Credit Suisse und Julius Bär sind in Abu Dhabi ebenso vor Ort wie in Dubai und Singapur. Als globale Player können sie vom Kampf der Standorte nur profitieren.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.77%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.87%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.35%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.66%
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