Süsswaren-Rituale, High-Speed-Zonen und hermetisch abgeriegelte Sandkasten-Spiele: finews.ch nimmt einen Augenschein im Londoner Level 39, dem angesagtesten Fintech-Laboratorium in Europa.

Wer hier jemandem einen Gefallen abringen will, bezahlt mit der «smartcoin». Anders als man es bei der grössten Ansammlung von Fintech-Firmen in Europa erwarten würde, handelt es sich dabei aber nicht um eine Krypto-Währung. Sondern um eine Devise, die jeder aus seiner Jugend kennt: Smarties.

Der ironische Unterton und die steten Anspielungen an den Spieltrieb gehören zu Level 39 wie die Superlative. Das grösste Fintech-Labor Europas wird laut eigenen Angaben von 170 Jungfirmen rege genutzt. Im höchsten Turm von Londons-Investmentbanking-Hochburg Canary Wharf belegt der Inkubator drei Stockwerke: das namensgebende 39. sowie das 24. und 42. Geschoss.

Die Banken, das ist der Feind

Auf dieser Fläche finden Innovatoren, Investoren und Regulatoren zusammen. Klingende Namen der Fintech-Szenen wie Yodlee, das 2014 an die Tech-Börse Nasdaq ging und letzten August vom Online-Vermögensverwalter Envestnet übernommen wurden, unterhalten hier ihr Büro.

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Vor Ort ist als erste etablierte Bank auch die Schweizer UBS; wie auch finews.ch berichtete, unterhält sie hier seit letztem April ein eigenes Team von rund zehn Spezialisten sowie ihre eigenen Büro-Räumlichkeiten (Bild unten).

Eric 160«Als wir 2013 hier starteten, hätte sich niemand ein solches Wachstum träumen lassen», sagte Eric Van der Kleij (Bild links) an einem Mediengespräch diesem Woche, an dem auch finews.ch zugegen war. «Allein die Tatsache», so der Leiter von Level 39, «dass man sich als Startup-Beschleuniger mitten in einer Banken-Hochburg niederliess, sorgte für Skepsis».

Was Wunder: Nicht wenige Fintech-Firmen haben es sich aufs Banner geschrieben, die etablierten Player aus dem Geschäft zu werfen. Ganz nach dem Motto: Die Banken, das ist der Feind.

Über allem schwebt die Hand des Staats

Obwohl hier fast alle jung, jugendlich gekleidet, locker in den Umgangsformen und durchwegs gut gelaunt sind, kann die Stimmung doch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im Level 39 vor allem um eines geht: ums Geschäft. Hungrige Jungfirmen treffen hier auf potente Investoren – und schmieden Business-Pläne in einer gediegenen Lounge mit prachtvollem Ausblick auf London und die Themse.

Wer damit Erfolg hat, rückt in den «high growth space» im 42. Stockwerk auf.

Über all dem hält der Staat seine schützende Hand: Boris Johnson, Bürgermeister von London, hatte den Level 39 eigenhändig eröffnet. Die Vertreter der Bank of England und der Financial Conduct Authority (FCA) gehen hier ein und aus.

Oliver Bussmann 160Aufgenommen wird im Level 39 dem Leistungsprinzip nach nur, wer etwas beiträgt. Das galt auch für die UBS, wie sich deren oberster Innovations-Verantwortlicher Oliver Bussmann (Bild links) erinnert. «Wir mussten ganz klar zeigen, dass wir uns engagieren wollen.» Wenn Bussmann in London weilt, macht er deshalb selber die Runde, klopft an die Glastüren der hier niedergelassenen Startups.

«Ausserhalb der Bank denken»

Gleichzeitig weiss Bussmann, was er am Level 39 hat. «Wenn man an Themen wie der Blockchain arbeiten will, dann kommt man im Silo nicht weit.» Die Innovation lasse sich nur in Zusammenarbeit mit möglichst vielen Playern beschleunigen, so Bussmann. «Man muss ausserhalb der Bank denken», stellt der energische UBS-Manager fest.

Das können er und sein Team im Level 39. Die Bank experimentiert hier in erster Linie mit der Blockchain-Technologie (finews.ch berichtete hier und hier). Die Bank will bereit sein, wenn die potenziell disruptive Technologie den Durchbruch schafft. Bussmann selber glaubt, dass dieser Zeitpunkt schon in wenigen Jahren erreicht sein könnte.

So ist denn für das von Alex Batlin geleitete UBS-Team die «cookie bell» Pflicht. Jeden Nachmittag um 3 Uhr läutet die Glocke zum Austausch über Kekse hinweg – ein Ritual, an dem eisern festgehalten wird.

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Wälle gegen Cyber-Attacken

Dann strömen die Fintech-Spezialisten aus allen Stockwerken zusammen, aus den gläsernen Büros und aus den als «sandbox» bezeichneten Konferenzräumen (Bild oben). Diese haben laut Level-39-Chef Van der Kleij nichts Kindliches an sich: Auf Wunsch hin lassen sie sich elektronisch abriegeln, so dass es für Hack- und Lauschangriffe kein Durchkommen mehr gibt.

Keine Grenzen gibt es hingegen für die Wachstumspläne von Level 39. Gleich neben dem Eingang steht ein Modell der Canary Wharf, ergänzt um einige Wolkenkratzer. Sie sollen die Fintech-Konzerne beherbergen, welche künftig die Geschicke des Finanzsystems mitbestimmen werden.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.26%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.74%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.9%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.31%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.79%
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